Liebe Gemeinde

die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel ist uralt und doch immer wieder neu und aktuell.
Menschen wollen hoch hinaus, am liebsten bis zum Himmel. Wollen sich einen Namen machen, sich abgrenzen, sich beweisen, sich selbst darstellen.
Und dann? Früher oder später fallen sie aus allen Wolken und landen hart auf dem Boden der Tatsachen. Das Streben nach Überlegenheit führt zu dem, was wir bis heute „babylonische Verwirrung“ nennen.
Das kennen wir alle: Familienstreitigkeiten, Gemeindekrisen, politische Konflikte. Man versteht sich nicht mehr, redet aneinander vorbei, hat sich nichts mehr zu sagen. Jeder beharrt auf seiner Meinung, verteidigt seinen Standpunkt. Schlag-Wörter werden wie Waffen gebraucht. Ein Konflikt eskaliert, obwohl niemand so recht begreift, wie es dazu kommen konnte. Muss das so weitergehen? Wie finden wir aus „Babylon“ heraus?
Pfingsten heißt dieser Neuanfang, der Beginn eines neuen Weges: weg von den babylonischen Türmen, heraus aus der babylonischen Verwirrung mit ihren Missverständnissen und ständigen Spannungen.
Pfingsten: Verschlossene Türen und Herzen gehen auf. Menschen finden wieder zueinander. Sie hören auf, nach den Sternen zu greifen, sondern stehen mit beiden Beinen auf dem Boden und empfangen, was sich nicht planen und machen lässt: Gottes Heiligen Geist. Ein Geschenk des Himmels.
Da kommt etwas in Bewegung. Nicht mehr nach „oben“, sondern hin zu denen, die man am liebsten links liegen ließe, weil sie dem eigenen Streben im Wege sind. Und das Wunder geschieht: Menschen lassen sich begeistern, beginnen wieder miteinander zu reden und aufeinander zu hören, verstehen einander und werden verstanden. Sie finden sich nicht ab mit der babylonischen Verwirrung, dem ganzen elenden Streben nach Geltung, Macht und Positionen.
Sie sagen nicht mehr: „Hauptsache ich.“ oder: „Wir zuerst!“ oder „Es wird sich schon zeigen, wer im Recht ist“. Sondern sie fangen Feuer und brennen darauf, etwas ganz anderes zu entdecken und zu verwirklichen: nämlich Gottes Möglichkeiten.
Aus dem Kampf ums Dasein wird die Leidenschaft fürs Leben und Miteinander. Und dann finden sich auch die richtigen Worte, für Gott und für den Anderen.
Von Babylon nach Pfingsten! Das ist der Weg, der uns Hoffnung gibt und der Erde eine Zukunft.
Denn wo uns Gottes Geist beflügelt, können wir Menschen werden, die nicht mit ihren selbst gebauten Türmen stehen und fallen, sondern mit Begeisterung „Babylon“ den Rücken kehren und im Vertrauen auf die Kraft des Gottesgeistes leben und handeln. Da haben Verständigung, Verstehen und Vertrauen wieder eine Chance.
„Ich glaube an den Heiligen Geist“ – dieses Bekenntnis ist keine tote Formel, sondern Lebensenergie.
Sie lässt unserer Seele Flügel wachsen: Glaube, Hoffnung und Liebe. Denn diese Welt braucht Menschen, die Feuer und Flamme für Gott und seine Welt sind.
Pfarrerin Maria Ramsch 

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